Linux und Open Source Software
Moderne und souveräne digitale Infrastruktur für KMU

Linux und Open Source Software (OSS) sind längst nicht mehr nur Themen für Enthusiasten oder Großkonzerne. Gerade kleine und mittlere Unternehmen entdecken, dass sich mit freier Software Kosten senken, Risiken reduzieren und die eigene digitale Souveränität stärken lässt. Dieser Beitrag soll einen technischen Überblick geben und häufig vorkommenden Vorurteilen entgegenwirken. Er richtet sich an Geschäftsführungen, IT-Leitungen und praktisch arbeitende Systemadministratoren, die Entscheidungen fundiert vorbereiten möchten.
Warum Linux und Open Source für KMU jetzt relevant sind
Ein Blick nach Europa zeigt, dass Open Source im Regelbetrieb gut funktioniert. Die französische Gendarmerie hat über viele Jahre schrittweise auf freie Anwendungen gesetzt und betreibt heute einen Linux-Desktop im großen Stil; die Motivation waren u. a. niedrigere Betriebskosten und mehr Unabhängigkeit [1]. Auch die Europäische Kommission hat mit einer eigenen Open-Source-Strategie und vereinfachten Veröffentlichungsregeln signalisiert, dass offene Software in der Verwaltungspraxis angekommen ist [2]. Diese Beispiele zeigen: Für Organisationen, die langfristig planen und Abhängigkeiten reduzieren möchten, ist Linux ein realistisch einsetzbares Fundament – auf Servern, Desktops, in Containern und in der Cloud.
Open‑Source‑Lizenzen
Hinter dem „frei“ in freier Software stehen klare Lizenzen. Für den internen Betrieb bedeutet das meistens: Installieren, Anpassen und Nutzen ist erlaubt; bei Weitergabe modifizierter Programme greifen je nach Lizenz zusätzliche Pflichten. Permissive Lizenzen wie MIT oder Apache sind sehr offen, Copyleft-Lizenzen wie die GPL verlangen das Offenlegen abgeleiteter Werke. Viele öffentliche Stellen behalten das im Alltag mit einer kurzen OSS-Policy im Griff, in der geklärt ist, wer prüft, dokumentiert und veröffentlicht. Dies ermöglicht es, den Mitarbeitenden maximale kreative Freiheit und Eigenverantwortung zu geben, und kann die Motivation steigern, kreative Lösungen zu erarbeiten.
Sicherheit und Compliance pragmatisch umsetzen
Linux bringt viele nützliche Sicherheitsmechanismen mit. In Europa rücken DSGVO und NIS2 die Themen Aktualität, Protokollierung, Verschlüsselung und Wiederherstellbarkeit in den Vordergrund. Sicherheitsprozesse lassen sich mit Open-Source-Bausteinen transparent abbilden, und viele Dienstleister sind in diese Richtung spezialisiert und bieten Support.
Die passende Distribution auswählen
Distribution ist das Wort für eine Linux-Ausführung. Für die meisten KMU lohnt es sich, eine Hauptdistribution festzulegen. Debian, Mint und Ubuntu glänzen durch große Community, reichhaltige Paketauswahl und gute Dokumentation; Debian bietet stabile, fünfjährige Basis-Releases. Auf Red Hat Enterprise Linux (RHEL) basierende Varianten wie Alma Linux, Rocky Linux oder Fedora sind attraktiv, wenn Sie RHEL-Ökosysteme, zertifizierte Independent Software Vendor (ISV) Software oder kommerziellen Support bevorzugen. SUSE Linux Enterprise und openSUSE Leap überzeugen mit mächtigen Admin-Werkzeugen. Entscheidend ist, dass es innerhalb der Firma Standardpaketformate für Anwendungen gibt für einfachere Instandhaltung; eine große Support-Community und ein großes Umfeld an Dienstleistern sind für produktive Nutzung unumgänglich.
Der Linux‑Desktop im Büro
Der Linux-Desktop ist heutzutage eine vergleichbare Erfahrung zu Windows oder macOS [3]. Mit Benutzeroberflächen wie GNOME, Cinnamon, KDE Plasma, XFCE und vielen weiteren erhalten Mitarbeitende eine aufgeräumte und dennoch hoch personalisierbare Nutzererfahrung und zentrale Applikations-Bibliotheken, die das Installieren von Software wie Browser, Office-Suite, Kollaborations-Tools, E-Mail-Client und Videokonferenz sehr einfach machen. Wichtige Aspekte sind auch die reibungslose Drucker- und Scanner-Anbindung sowie Single Sign-On gegen Verzeichnisdienste. Wo Spezialsoftware Windows verlangt, kann man dank Virtualisierung oder Anwendungsstreaming diese Applikationen dennoch innerhalb des Linux-Systems nutzen.
Software-Alternativen zu verbreiteten Lock-in-Paketen
Für Büro, Kommunikation, Kreativarbeit, Web/Commerce, CRM/ERP, Datenbanken/Analytics, Virtualisierung/Container, Code/CI, Config/Lifecycle, Auth/SSO, Netzwerk/Security, Backup/Monitoring, PDFs/Passwörter/Secrets und Storage existieren ausgereifte Open-Source-Lösungen. Aus diesen Bausteinen lässt sich je nach Bedarf eine schlanke, wartbare Umgebung kombinieren.
Auch bei einem vollständigen Umstieg auf Linux können Windows-Anwendungen weiter genutzt werden – je nach Bedarf in einer lokalen virtuellen Maschine, auf einem separaten Windows-Server (Remote-Sitzung/Anwendungsbereitstellung) oder direkt über Kompatibilitätsschichten wie Wine. Welche Variante passt, hängt von Treibern, Integrationen und Lizenzvorgaben ab; der Zugriff bleibt für Nutzerinnen und Nutzer komfortabel. Microsoft Active Directory kann weiter genutzt werden, ein Login für alles, bestehende Gruppen/Rollen bleiben erhalten.
Fazit
Der Umstieg auf Linux und Open Source ist in vielen Organisationen ein schrittweiser, kontrollierter Prozess. Öffentliche Beispiele aus verschiedenen EU-Ländern und Institutionen zeigen, dass sich damit Unabhängigkeit gewinnen und Budgets stabiler planbar werden lassen. Für KMU ist entscheidend, mit klaren, kleinen Schritten zu starten, Erfahrungen im Team zu sammeln und die Auswahl an offenen Bausteinen pragmatisch zu kombinieren. So kann eine zukunftsfähige IT-Strategie entstehen.
Literaturverzeichnis
[1]. 2012. Towards the freedom of the operating system: The French Gendarmerie goes for Ubuntu. Interoperable Europe. [Online] Februar 2012. [Zitat vom: 30. September 2025.] https://interoperable-europe.ec.europa.eu/sites/default/files/document/2012-02/IDABC.OSOR.casestudy.Gendarmerie.10.pdf
[2]. European Union Open Source. EU-OS. [Online] [Zitat vom: 1. September 2025.] https://eu-os.eu/.
[3]. Adekotujo, A. et al. 2020. A Comparative Study of Operating Systems: Case of Windows, UNIX, Linux, Mac, Android and iOS. International Journal of Computer Applications. [Online] 2020. https://doi.org/10.5120/ijca2020920494.