RZzKI Bedarfserhebung
Digitalisierung und Einsatz von KI-Systemen in KMU in Saarland und Rheinland-Pfalz
Die Digitalisierung und der Einsatz von KI-Systemen bieten kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) enorme Chancen, ihre Effizienz zu steigern und wettbewerbsfähig zu bleiben. Doch wie steht es um die Umsetzung in den KMU des Saarlands und von Rheinland-Pfalz? Die Bedarfserhebung des Regionalen Zentrums für Künstliche Intelligenz (RZzKI) gibt darauf eine Antwort. In einer Querschnittsstudie wurden der Stand der Digitalisierung, der Bedarf an Qualifizierung und die Herausforderungen untersucht.
Herausforderungen bei der Digitalisierung in Saarland und Rheinland-Pfalz
Die digitale Transformation ist in den meisten gesellschaftlichen Bereichen allgegenwärtig und hat vielfältige Auswirkungen. Im wirtschaftlichen Kontext sehen sich Unternehmen – unabhängig von ihrer Branchenzugehörigkeit oder ihrem Geschäftsmodell – mit veränderten Markt- und Wettbewerbsbedingungen konfrontiert. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen dabei vor besonderen Herausforderungen:
Erstens verfügen KMU häufig über geringere finanzielle Ressourcen als Großunternehmen, was sich darauf auswirken kann, ob und welche Technologien im Unternehmen eingesetzt werden. Auch die Anpassung von Geschäftsprozessen und die Schulung von Mitarbeitenden können durch fehlende finanzielle Mittel negativ beeinflusst werden.
Zweitens wirkt sich der Fachkräftemangel im Bereich IT und Digitalisierung stark auf KMU aus. Fehlende interne Kenntnisse und Erfahrungen verhindern in vielen Fällen eine erfolgreiche Implementierung neuer Technologien. Dies betrifft nicht nur die technische Ebene, sondern auch die erfolgreiche Integration neuer digitaler Prozesse in das bestehende Geschäftsmodell. KMU müssen daher in die Weiterbildung ihrer bestehenden Mitarbeiter investieren oder externe Beratungsleistungen in Anspruch nehmen, was zusätzliche Kosten verursacht.
Drittens ist ein effektives Change-Management unerlässlich. Die Einführung digitaler Technologien bringt tiefgreifende Veränderungen der Unternehmenskultur und Arbeitsprozesse mit sich. Daher ist es ratsam, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter frühzeitig in den Prozess einzubinden und die Weiterbildung im Unternehmen aktiv zu fördern.
Viertens müssen bestehende IT-Systeme und Geschäftsprozesse auf ihre Kompatibilität mit neuen digitalen Technologien überprüft werden. Umfangreiche Anpassungen oder gar eine komplette Überarbeitung bestehender Strukturen können mit einem hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand verbunden sein.
Fünftens ist es für KMU oft eine zeitliche und finanzielle Herausforderung, geeignete Beratungsangebote für die Umsetzung des Wandels hin zu einem digitalisierten Unternehmen zu identifizieren.
Im „Regionalen Zukunftszentrum für KI und digitale Transformation im Saarland und Rheinland-Pfalz (RZzKI)“ werden betriebsbezogene Angebote für KMU zur Gestaltung des digitalen Wandels und des Einsatzes von menschzentrierten KI-Lösungen konzipiert, die den oben beschriebenen Herausforderungen begegnen sollen. Um eine adäquate und zielgerichtete Wissensentwicklung zu gewährleisten, ist die Kenntnis des Status Quo bezüglich Digitalisierung und menschzentrierter KI-Systeme in den Betrieben unabdingbar. Aus diesem Grund wurde eine Bedarfsanalyse in den Zielregionen Saarland und Rheinland-Pfalz durchgeführt. Nachfolgend werden erste Ergebnisse aus der Erhebung dargestellt und analysiert.
Methodik der Bedarfserhebung
Die vorliegende Bedarfserhebung wurde als Querschnittsstudie konzipiert. Die Datenerhebung erfolgte mittels eines Online-Fragebogens. Die Zielpopulation umfasste 86 Personen aus 15 Unternehmensbranchen, darunter Geschäftsführungen, Führungskräfte, Interessenvertretungen und Mitarbeitende. Davon waren 59 Personen KMU zugehörig und 27 aus größeren Unternehmen.
Zentrale Ergebnisse der Studie
Die Ergebnisse zeigen ein gemischtes Bild. Während digitale Technologien bereits in etwa 65 % der Unternehmen in mittlerem oder hohem Maße verbreitet sind, sieht es bei KI-Systemen anders aus: Nur rund 26 % der Unternehmen nutzen diese Technologien in vergleichbarem Ausmaß. Diese Diskrepanz verdeutlicht, dass viele KMU die Potenziale der KI noch nicht erschlossen haben.
Ein großes Hemmnis ist der Fachkräftemangel im Bereich IT, der in nahezu allen Branchen spürbar ist. Viele Unternehmen kämpfen damit, qualifiziertes Personal zu gewinnen und zu halten. Dieser Mangel führt dazu, dass Unternehmen ihre IT-Vorhaben oft nicht umsetzen können, obwohl sie dazu bereit wären. Hinzu kommen finanzielle Herausforderungen. Die Einführung neuer Technologien und die notwendigen Schulungen stellen oft eine erhebliche finanzielle Belastung dar.
Auch die Integration neuer Technologien in bestehende Systeme erweist sich als schwierig. Bestehende IT-Strukturen sind nicht immer kompatibel, was zu zeit- und kostenintensiven Anpassungen führen kann. Zusätzlich müssen Unternehmen tiefgreifende Veränderungen ihrer Unternehmenskultur und Arbeitsprozesse bewältigen – ein Aspekt, der häufig unterschätzt wird.
Zukunftsorientierte Innovatoren
Diese Unternehmen zeigen großes Interesse an digitalen Technologien (rund 98 %) und KI-Systemen (etwa 84 %). Während digitale Technologien in vielen Fällen schon stark genutzt werden (ca. 42 % in hohem Maße), ist die Verbreitung von KI-Systemen oft noch gering (knapp 49 % in geringem Maße). Ein mittlerer Bedarf an Beratung und Qualifizierung deutet darauf hin, dass diese Unternehmen offen für Weiterentwicklungen sind.
Technologie-Optimisten
Eine weitere interessante Gruppe sind die „Technologie-Optimisten“. Diese Unternehmen sind besonders bereit, in Zukunft digitale Technologien (etwa 81 %) und KI-Systeme (rund 86 %) einzuführen. Digitale Technologien sind hier bereits stark verbreitet (ca. 67 %), während KI-Systeme seltener genutzt werden (knapp 43 %). Die Qualifikation der Beschäftigten wird bei digitalen Technologien oft als hoch eingeschätzt (43 %), bei KI-Systemen jedoch häufiger als gering (48 %). Weiterbildungsmaßnahmen könnten helfen, die Nutzung von KI-Systemen auszuweiten.
Unentschlossene Undigitalisierte
Ein anderes wichtiges Cluster sind die „Unentschlossenen Undigitalisierten“. Diese Unternehmen zeigen eine hohe Unsicherheit in Bezug auf zukünftige Technologieeinführungen. So antworteten 75 % bzw. 85 % mit „Ich weiß nicht“, als es um die Einführung digitaler Technologien oder KI-Systeme ging. In diesem Cluster ist die Verbreitung digitaler Technologien gering (40 % in geringem Maße), während KI-Systeme fast gar nicht genutzt werden (65 % gar nicht). Diese Unsicherheit spiegelt sich auch im Beratungsbedarf wider, den viele Unternehmen in dieser Gruppe nicht einschätzen konnten.
Bedarf an Beratung und Qualifizierung
Die Umfrage zeigt auch, dass der Bedarf an gezielter Beratung und Weiterbildung hoch ist. Etwa 30 % der Unternehmen benötigen in mittlerem Maße Unterstützung bei der Nutzung digitaler Technologien. Bei KI-Systemen liegt dieser Wert bei ca. 31 %. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit von Schulungsangeboten und praxisnaher Beratung, um die Technologiekompetenz in KMU zu steigern.
Handlungsempfehlungen
Um KMU auf ihrem Weg zur Digitalisierung und KI-Nutzung zu unterstützen, empfiehlt die Bedarfserhebung:
- Gezielte Beratung: Einführung klarer und übersichtlicher Informationsangebote, um Unternehmen bei der Entscheidungsfindung zu helfen.
- Weiterbildungsprogramme: Schulungen für Mitarbeitende, um den Umgang mit digitalen Technologien und KI zu erleichtern.
- Investitionsförderung: Finanzielle Unterstützung für KMU, um die hohen Anfangsinvestitionen abzufedern.
- Technologische Integration: Begleitung der Unternehmen bei der Anpassung ihrer bestehenden Systeme.
Fazit und Ausblick
Die Bedarfserhebung des RZzKI zeigt, dass KMU im Saarland und in Rheinland-Pfalz bereits erste Schritte in Richtung Digitalisierung unternommen haben. Dennoch gibt es deutliche Herausforderungen, insbesondere bei der Integration von KI-Systemen. Mit gezielten Maßnahmen können diese Hürden überwunden werden, um die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der KMU zu stärken. Es bleibt abzuwarten, wie die Unternehmen die Erkenntnisse der Studie nutzen, um ihre digitale Transformation voranzutreiben.