Die Diskussion über Künstliche Intelligenz (KI) stellt viele Unternehmen vor Herausforderungen bei der Umsetzung digitaler Lösungen. Die Verantwortlichen sehen sich einem steigenden Wettbewerbsdruck gegenüber, verbunden mit der Erwartung, dass sie Effizienzsteigerungen, verbesserte Kundenanalysen sowie innovative Produkte und Dienstleistungen erreichen, um agiler zu werden. Um im Wettbewerb nicht zurückzufallen, müssen Unternehmen mit diesen Entwicklungen Schritt halten.
Die Integration digitaler Lösungen in den Arbeitsalltag ist jedoch komplex und wird oft als herausfordernd wahrgenommen, selbst wenn die konkreten Anforderungen noch unklar sind. Der Fachkräftemangel verschärft die Situation, da oft nicht genügend qualifiziertes Personal vorhanden ist.
Obwohl Unternehmen bereits Erfahrungen mit der Einführung digitaler Lösungen haben, sind diese oft mit unerwartet hohen zeitlichen, personellen und finanziellen Aufwänden verbunden. In der Hektik wird häufig zu schnell nach Lösungen gesucht, da diese oft eine sofortige Wirkung versprechen. Die Geschwindigkeit der Umsetzung ist zwar entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit, doch ein hastiges Vorgehen kann zu Misserfolgen und hohen Kosten führen.
Ein Beispiel verdeutlicht dies: Wenn jemand sagt: „Wir brauchen eine Bohrmaschine!“, wird die Lösung zu schnell gewählt. In Wirklichkeit könnte das Ziel sein: „Wir brauchen ein Loch in der Wand!“ Dies zeigt, dass der Fokus auf dem Ziel und dem Mehrwert liegen sollte, bevor die passende Lösung gefunden wird. Die benötigte Lösung könnte in diesem Fall ganz anders aussehen als die Anschaffung einer Bohrmaschine.
Technologien und technologische Lösungsansätze können zwar Impulse für Innovation und Veränderung geben, sollten jedoch nicht isoliert betrachtet werden. Vor der Implementierung sollten mehrere Schritte durchlaufen werden, um die Erfolgschancen zu erhöhen. Dies bedeutet nicht, dass Entscheidungen und Lösungen hinausgezögert werden, sondern vielmehr, dass ein geordnetes, strukturiertes Vorgehen angestrebt wird, um den Erfolg zu maximieren und Misserfolge zu vermeiden.
Handlungsschritte für ein strukturiertes Vorgehen:
- Bedarfsanalyse: Identifizieren Sie Bedürfnisse und Schwachstellen, die aktuell den größten Druck verursachen. Dies kann durch Umfragen, Workshops oder Prozessanalysen geschehen.
- Ranking erstellen: Priorisieren Sie die identifizierten Bereiche nach Dringlichkeit und erwarteter Wirkung. Vermeiden Sie es, mehrere dringende Themen gleichzeitig anzugehen, um die Organisation nicht zu überfordern.
- Ziele definieren: Legen Sie klare, messbare Ziele für den priorisierten Handlungsbereich fest, um den Erfolg der Integration bewerten zu können, z.B. Effizienzsteigerungen oder verbesserte Kundenerfahrungen.
- Prozesse beschreiben: Dokumentieren Sie die relevanten Prozesse, um das aktuelle Handeln transparent zu machen. Dies kann schrittweise von einer Grobstruktur zu einer detaillierten Beschreibung erfolgen.
- Prozesse korrigieren: Analysieren Sie die bestehenden Prozesse, um Unstimmigkeiten und Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren. Hier wird auch der Rahmen für technologische Veränderungen deutlich.
- Technologieauswahl: Wählen Sie geeignete Technologien basierend auf den identifizierten Bedürfnissen und Zielen aus. Achten Sie auf die Kompatibilität mit bestehenden Systemen und die Skalierbarkeit der Lösungen.
- Schulung und Weiterbildung: Stellen Sie sicher, dass Mitarbeitende die neuen Technologien effektiv nutzen können. Bieten Sie technische Schulungen, Prozesswissen und Trainings zur Veränderungsakzeptanz an.
- Pilotprojekte: Führen Sie Pilotprojekte durch, um die Technologien in einem kleineren Rahmen zu testen und wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen, bevor eine vollständige Implementierung erfolgt.
- Datenmanagement: Entwickeln Sie eine effektive Datenstrategie, da KI-Systeme auf qualitativ hochwertige Daten angewiesen sind. Stellen Sie sicher, dass die notwendige Dateninfrastruktur vorhanden ist.
- Feedback und Anpassung: Nach der Implementierung ist es wichtig, kontinuierlich Feedback von den Nutzern zu sammeln und die Systeme entsprechend anzupassen, um die Akzeptanz zu fördern und die Leistung zu verbessern.
Im Rahmen dieses strukturierten Vorgehens haben bereits einige Beratungen und Begleitungen durch das RZzKI stattgefunden, um die Einführung von Digitalisierung und KI in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zu unterstützen. Dieses Leistungsangebot hilft Unternehmen, durch eine externe Sichtweise die Prozesse zu begleiten und befähigt die Mitarbeitenden, den neuen Herausforderungen zukünftig eigenständig zu begegnen.
Klaus Herrmann, Festo Lernzentrum Saar GmbH